Coming soon: TRANSFORMA(C)TIONS: MATTER DIALOGUES
20.02.26-20.04.2026
Sonderöffnung während Inhorgenta am 20.02, 17:30–20:00.
Sonderöffnung während der Munich Jewellery Week am 06.03, 17:30–20:00.
Kuratorinnen: Sofie Boons, Yitong Zhang
Koordinatoren: Stephen Bottomley and Melanie Kaliwoda
Teilnehmende Künstler:innen: Sofie Boons, Yitong Zhang, Stephen Bottomley, Lin Cheung, Katharina Dettar, Adi Toch, Grace Wilson, Marina Ito, Lili Barglowska, Nicholas Yiannarakis, Syd Kendall, Anastasia Kan, Emily Murphy, Lily Straker, Naima Cheniya, Natalie Asher-Martin, Rebecca Prenga, Rozana Piper, Veroni Dimitrov, Veronika Dika, Kira Fritsch, Nicole Schuster, Gabriele Hinze
Mineralien sind nicht träge, sondern lebendig und ausdrucksstark. Über Zeit durch elementare Kräfte geformt, verkörpern sie Transformation. Diese Ausstellung betrachtet Materie nicht nur als geologisches Phänomen, sondern als vitale Akteure, die kreative Prozesse anregen, inspirieren, beeinflussen und lenken können. Zwischen Licht und Dunkelheit, fest und flüssig, stabil und instabil agiert Materie als Vermittler – Formen, durch die Bedeutung, symbolische und metaphysische Metamorphosen entstehen. Sie sprechen in Rhythmen von Transformation, Wachstum, Schimmer und Widerstand.
Die Ausstellung entfaltet sich über fünf Vitrinen im Erdgeschoss des Museums. Jede Zone lädt dazu ein, in einen Dialog mit Materie zu treten. Mineralien aus der Sammlung werden mit zeitgenössischem Schmuck und Metallarbeiten kombiniert, die reagieren, resonieren oder unterbrechen. Die Präsentation lädt Besucher:innen zu einem multisensorischen Dialog zwischen Materieformationen und ihren zeitgenössischen künstlerischen (Re-)Interpretationen ein.
Zone 1 ‘Energetics’
In dieser Zone wird die Vitalität der Materie durch Funktion und Kraft untersucht. Kristalle sind für moderne Technologien unverzichtbar – von Halbleitern bis zur Zeitmessung. Quarz erzeugt unter mechanischem Druck elektrische Ladung und ist damit ein Grundpfeiler der modernen Elektronik. Silizium bildet das Rückgrat der Computertechnologie, seine kristalline Struktur ermöglicht den Fluss und die Steuerung von Elektronen, die unsere digitale Welt antreiben. Hier werden Kristalle nicht als passive Komponenten betrachtet, sondern als aktive Kollaborateure, deren energetisches Potenzial jenseits der reinen Nützlichkeit neu interpretiert wird. Die Arbeiten der Künstler:innen eröffnen einen Dialog darüber, wie Kristalle unsere technologische Realität prägen und neue Narrative von Energie, Resonanz und Transformation anstoßen.
Künstler:innen: Stephen Bottomley, Lin Cheung, Katharina Dettar, Adi Toch, Grace Wilson, Marina Ito, Lili Barglowska, Nicholas Yiannarakis, Syd Kendall
Zone 2 ‘Metallurgics’
IHier ist Transformation ein kontinuierlicher Prozess, der sich in den Spannungen zwischen Rohheit und Verfeinerung, Festigkeit und Fluidität, Nutzung und Verweigerung, Verbergen und Offenlegen vollzieht. Diese Gegensätze entspringen sowohl strukturalistischem als auch phänomenologischem Denken und finden in einer stillen, formalen Versöhnung zusammen. Die Objekte von Yitong Zhang sind nicht als Metaphern für Sprache gedacht, sondern als Metasprachen. Sie erforschen, wie Metall seine eigenen Diskurse durch Rhythmus, Balance, Form und Resonanz strukturieren kann. Diese Werke sind weder Repräsentationen noch Objekte zur Interpretation. Sie stehen, murmeln und komponieren, begegnen den Betrachter:innen zu ihren eigenen Bedingungen und lassen sinnlich-emotionale Erfahrungen entstehen.
Zone 3 ‘Physics’
Physik ist das Reich der Kräfte, des Wachstums und der Entstehung. In dieser Zone ist Transformation nicht metaphorisch, sondern buchstäblich, beobachtbar und lebendig. Mit Niedrigtemperatur- und Niederdrucktechniken wachsen Kristalle Molekül für Molekül – ein Prozess, den Sofie Boons als künstlerische Methode übernommen hat. Hier sind Kristalle Mitgestalter, die sich innerhalb von Metallstrukturen formen. Natürliche Facetten werden als einzigartige Merkmale gefeiert, während spontane Nukleation zeigt, wie Kristalle reagieren, sich um Metallformen herum entwickeln und aus ihnen hervortreten. Dies ist Materie in Bewegung, wo Physik auf Ästhetik trifft. Zone 4 ‘Optics’
In dieser Zone offenbart sich Materie durch Licht – seine Präsenz, Abwesenheit und Persistenz, sichtbar als Moment, Blitz, Schimmer oder langsames Nachleuchten. In der Natur beschreibt Fluoreszenz das Phänomen, bei dem bestimmte Mineralien ultraviolettes Licht absorbieren und sofort sichtbares Licht emittieren, wodurch ein lebendiger Glanz entsteht, der verschwindet, sobald die Lichtquelle entfernt wird; phosphoreszierende Kristalle leuchten weiter, nachdem die Quelle erloschen ist, indem sie gespeicherte Energie über Zeit freisetzen. Die von BREVALOR entwickelten Kristalle erweitern dieses Phänomen und ermöglichen es Gestalter:innen, mit Licht zu formen. In dieser Präsentation der Arbeiten von BAJ-Studierenden wird Licht zur Dauer, und Materie behauptet eine zeitbasierte Vitalität. Licht zeigt, wie Materie spricht: Die Mineralien absorbieren, halten und reagieren als aktive Akteure, die an der Wahrnehmung teilnehmen und Licht zu einem Teil ihres Lebens und ihrer zeitlichen Dimension machen.
British Academy of Jewellery Studierende: Anastasia Kan, Emily Murphy, Lily Straker, Naima Cheniya, Natalie Asher-Martin, Rebecca Prenga, Rozana Piper, Veroni Dimitrov, Veronika Dika
Zone 5 ‘Prophetics’
Kristalle wurden lange als Orakel betrachtet – Objekte, durch die Zukünfte erahnt und Schicksale imaginiert werden. In dieser Zone sind Mineralien keine passiven Relikte, sondern prophetische Akteure, deren kristalline Strukturen vergangene Welten widerspiegeln und zukünftige Möglichkeiten projizieren. Die Arbeiten von Kira Fritsch, Gabriele Hinze und Nicole Schuster stellen existenzielle Fragen zu menschlicher Wahrnehmung und Beständigkeit in einer Zeit, in der Gewissheiten zerbrechen und Grundlagen erschüttert werden. Als Bewahrerinnen schwindenden Wissens und Visionärinnen des Kommenden erforschen sie Materie als Medium für Voraussicht und Transformation. Durch spekulative Formen und materielle Dialoge laden ihre Werke dazu ein, die fragilen Skripte des Vergangenen und die schimmernden Vorahnungen des Zukünftigen zu entschlüsseln – vereint durch tiefgreifende Parallelen in Inhalt, Form und Materialität.
Über die Kuratorinnen:
Sofie Boons ist Schmuckkünstlerin und arbeitet als Senior Lecturer in Design Crafts an der University of the West of England (UWE Bristol). Sie hat kürzlich ein vierjähriges Forschungsstipendium des Crafts Council am Centre for Print Research abgeschlossen und ihre Promotion mit dem Titel „Neo-gemstones: an Alchemical Jeweller’s exploration of lab-grown crystals“ vollendet. Sofie war Leiterin der Akademie der British Academy of Jewellery. Seit ihrem Abschluss am Royal College of Art im Jahr 2013 stellt sie ihre Arbeiten kontinuierlich international unter dem Namen „The Alchemical Jeweller“ aus.Yitong Zhang ist eine mehrfach ausgezeichnete Metallkünstlerin und Forscherin. Vor ihrer Promotion an der Glasgow School of Art schloss Yitong 2022 ihr Studium am Royal College of Art und 2020 an der GSA mit Auszeichnung ab, währenddessen sie auch einen akademischen Austausch am California College of the Arts absolvierte. Yitongs künstlerische Praxis und Forschung haben sich international durch Ausstellungen, Kuratierungen, Vorträge und Symposien entwickelt. Im Jahr 2021 organisierte Yitong in Zusammenarbeit mit sechs bekannten chinesischen Dichtern die transdisziplinäre Ausstellung „Jewellery is a Poem“ in Peking, die ihre fortlaufende Untersuchung inspirierte, wie die Formen und Methoden der Poesie die Erforschung der Poetizität zeitgenössischen Kunsthandwerks und der Metallsprache beeinflussen können.